Creditreform erwartet mehr Insolvenzen für 2015
Unschöner Rekord:
Weltbild legte die größte Pleite des Jahres hin. Inzwischen hat die
Verlagsgruppe aber einen neuen Investor gefunden.
Mit Rena, Mifa, Strenesse und Zamek sind in diesem Jahr schon neun Emittenten von Mittelstandsanleihen in die Insolvenz geschlittert. Doch
die Pleitewelle am Minibondmarkt ist keinesfalls ein Spiegel für die
gesamte Unternehmenslandschaft – im Gegenteil: 2014 ist die Anzahl
Insolvenzen auf ein 15-Jahres-Tief gesunken. Laut der
Wirtschaftsauskunftei Creditreform meldeten in diesem Jahr 23.800
Unternehmen Insolvenz an, 9 Prozent weniger als im Vorjahr (26.120).
Die Daten gehen einher mit dem gerade veröffentlichten FINANCE Restrukturierungsbarometer: Die Umfrage unter Bankern aus den Sanierungsabteilungen erbrachte den größten Rückgang neuer Restrukturierungsfälle seit der erstmaligen Erhebung vor gut zweieinhalb Jahren.
Die Daten gehen einher mit dem gerade veröffentlichten FINANCE Restrukturierungsbarometer: Die Umfrage unter Bankern aus den Sanierungsabteilungen erbrachte den größten Rückgang neuer Restrukturierungsfälle seit der erstmaligen Erhebung vor gut zweieinhalb Jahren.
Niedrigzinsen und stabile Konjunktur sorgen für weniger Insolvenzen
Die Ursachen für den Rückgang der
Insolvenzen liegen auf der Hand. So sind die Finanzierungsbedingungen
für Unternehmen dank des Niedrigzinsumfeldes derzeit so gut wie lange
nicht mehr. Den Vorwurf, dass die EZB mit ihrer lockeren Geldpolitik
einige Unternehmen künstlich am Leben erhält – und somit Zombies fördert
– will Volker Ulbricht, Hauptgeschäftsführer von Creditreform aber
nicht gelten lassen: „Es profitieren vor allem die Unternehmen mit
erstklassigen Bonitäten. Denn auch in der Niedrigzinsphase spiegelt der
Kreditzins das Risiko wider.“ Der Vorwurf trifft vermutlich eher auf
Unternehmen aus der Euro-Peripherie als aus Deutschland zu.
Noch entscheidender für die sinkende Zahl der Pleiten war jedoch die stabile konjunkturelle Lage in Deutschland. Allerdings zeichnet sich bereits seit Mitte des Jahres eine Wirtschaftsflaute ab. „Seit sechs Monaten stagniert die deutsche Wirtschaft de facto, dieser Umstand wird 2015 zu steigenden Insolvenzen führen“, sagt Ulbricht. Auch der Ukraine-Konflikt und das Russland-Embargo würden dann stärker zum Tragen kommen. Für das kommende Jahr rechnet Creditreform deshalb erstmals seit fünf Jahren wieder mit einem Anstieg der Unternehmenspleiten auf 24.000 bis 25.000.
Noch entscheidender für die sinkende Zahl der Pleiten war jedoch die stabile konjunkturelle Lage in Deutschland. Allerdings zeichnet sich bereits seit Mitte des Jahres eine Wirtschaftsflaute ab. „Seit sechs Monaten stagniert die deutsche Wirtschaft de facto, dieser Umstand wird 2015 zu steigenden Insolvenzen führen“, sagt Ulbricht. Auch der Ukraine-Konflikt und das Russland-Embargo würden dann stärker zum Tragen kommen. Für das kommende Jahr rechnet Creditreform deshalb erstmals seit fünf Jahren wieder mit einem Anstieg der Unternehmenspleiten auf 24.000 bis 25.000.
Gläubiger müssen sich 2015 auf mehr Pleiten einstellen
Die Gläubiger, allen voran Banken und
Lieferanten, müssen sich daher im nächsten Jahr wieder auf steigende
Schäden einstellen. Für die Geschädigten war 2014 ein gutes Jahr:
Gläubiger werden durch Unternehmensinsolvenzen wohl 18,8 Milliarden Euro
verlieren, schätzt Creditreform. In den letzten zehn Jahren waren die
Schäden nur einmal, im Jahr 2011, niedriger. Damals lagen sie bei mit
15,4 Milliarden Euro.
Einer der Gründe ist die Tatsache, dass 2014 vor allem Kleinunternehmen in die Pleite schlitterten. Unter den Firmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz gab es 2014 nur 90 Insolvenzen, 30 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Die größte Pleite des Jahres gemessen an der Zahl der Mitarbeiter traf laut der Wirtschaftsauskunftei die Verlagsgruppe Weltbild. Diese hat inzwischen der Turnaround-Investor Droege Group übernommen. Mit dem Maschinenbauer Rena und dem Fahrradhersteller Mifa sind aber auch zwei Minibond-Emittenten unter den Top-10-Insolvenzen, ebenso wie die aufsehenerregende Pleite des Windparkprojektierers Prokon zu Beginn des Jahres.
Als besonders ausfallgefährdet gelten laut Creditreform derzeit Unternehmen in den Branchen Textil, Getränke und Luftfahrt. Insgesamt hält die Wirtschaftsauskunftei 100.000 deutsche Unternehmen für gefährdet. 2015 könnte diese Zahl steigen.
Quelle: Finance Magazin /Creditreform
http://www.finance-magazin.de/maerkte-wirtschaft/deutschland/creditreform-erwartet-mehr-insolvenzen-fuer-2015/
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