Freitag, 18. März 2016

Factoring-Markt knackt 200-Milliarden-Marke

Noch nie wurden so viele Forderungen weiterverkauft wie im vergangenen Jahr. Angetrieben wird der Boom der Branche von der deutschen Exportstärke.

Der deutsche Factoring-Markt freut sich über zweistellige Wachstumsraten. Wie die Zahlen des Deutschen Factoring-Verbandes zeigen, ist der Markt für Forderungsverkauf im vergangenen Jahr um gut 10 Prozent auf 209 Milliarden Euro gewachsen – eine historischen Bestmarke.

Aber nicht nur das Volumen der Forderungsverkäufe, sondern auch die Anzahl an Kunden stieg im vergangenen Jahr, und zwar auf 20.300. Das entspricht einem Plus von 7,6 Prozent.

Der Factoring-Markt profitierte vor allem von der anhaltend guten Konjunktur: Die deutsche Wirtschaft exportierte Waren im Wert von knapp 1,2 Billionen Euro und damit 6,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Offenbar lagerten viele der Verkäufer ihre Forderungen an Factoring-Dienstleister aus – denn das Exportfactoring steigerte sich um 24,2 Prozent auf 55,7 Milliarden Euro.

Osteuropa wichtigster Factoring-Partner für Deutschland

Im Ranking der wichtigsten Partnerländer und -regionen im Factoring führen unverändert Osteuropa sowie die Beneluxstaaten. Aufgrund seiner nachlassenden Wirtschaftskraft fällt Frankreich von Platz 3 auf Platz 4. Asien holte hingegen 2015 auf den dritten Platz auf. Rückläufige Umsatzzahlen gab es in Spanien, in der Türkei und in Griechenland.

Zu den für den Factoringmarkt bedeutendsten Branchen zählten 2015 Handel und Handelsvermittlung (26 Prozent), Fahrzeugbau (13,2 Prozent) und Herstellung Metallerzeugnisse und Maschinenbau (9,5 Prozent).

Der Trend zum Inhouse-Factoring setzte sich weiter fort. Mit einem Anteil von knapp 80 Prozent und einer Wachstumsrate von 3,8 Prozent verdrängte es das Full-Service-Factoring noch weiter. Dieses hat nur noch einen Anteil von 13,5 Prozent. Das Fälligkeits-Factoring legte auf knapp 7 Prozent leicht zu.

Angesichts dieser Zahlen wundert es wenig, dass der Deutsche Factoring-Verband optimistisch ins laufende Jahr blickt. Knapp die Hälfte der Verbandsmitglieder rechnen mit einer „sehr guten“ (12 Prozent) oder „guten“ Tendenz (32 Prozent). Die knappe Mehrheit geht von einer „befriedigenden“ Geschäftsentwicklung aus (52 Prozent). Nur 4 Prozent rechnen mit ausreichenden Umsatzzahlen.


Quelle: http://www.finance-magazin.de/maerkte-wirtschaft/deutschland/factoring-markt-knackt-200-milliarden-marke-1376071/?utm_source=CleverReach+GmbH+&utm_medium=email&utm_campaign=17-03-2016+FINANCE+Daily+Newsletter%2C+17.03.2016&utm_content=Mailing_10007974

Montag, 14. März 2016

Insolvenzen in Deutschland, Jahr 2015

Verbraucherinsolvenzen sinken nochmals deutlich, Unternehmensinsolvenzen aber kaum noch

Aufgrund der guten Wirtschaftslage in Deutschland wurden erneut weniger Insolvenzen registriert. Im Jahr 2015 mussten 23.230 Unternehmen Insolvenz anmelden (2014: 24.030). Das ist der niedrigste Wert seit der Einführung der Insolvenzordnung (InsO) im Jahr 1999. Der Rückgang bei den Unternehmensinsolvenzen (minus 3,3 Prozent) hat sich aber deutlich verlangsamt (2014: minus 8,0 Prozent; 2013: minus 9,1 Prozent). In Teilbereichen der deutschen Wirtschaft ist wieder ein ansteigender Trend erkennbar – etwa im Verarbeitenden Gewerbe oder dem Bau.
 
Bei den Verbraucherinsolvenzen kam es in diesem Jahr nochmals zu einem deutlichen Rückgang um 8,6 Prozent (2014: minus 5,4 Prozent). 79.030 Fälle wurden innerhalb des Jahres gezählt (2014: 86.460). Das ist gleichbedeutend mit einem Zehnjahrestiefststand.
 
Auch die sonstigen Insolvenzen gingen zurück (minus 2,4 Prozent), nachdem es in den beiden Vorjahren noch zu einem Anstieg gekommen war (2013: plus 0,3 Prozent; 2014: plus 1,7 Prozent). Die Gesamtzahl aller erfassten Insolvenzen beläuft sich somit auf 126.200 Fälle (2014: 135.020; minus 6,5 Prozent) – der niedrigste Wert seit 2004.
Mehr Insolvenzen im Mittelstand – aber weniger Schäden
Die Schäden für die Insolvenzgläubiger verringerten sich auf 19,6 Mrd. Euro (2014: 26,1 Mrd. Euro), da es zu weniger großen Firmeninsolvenzen gekommen ist. Entsprechend sank auch die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze von 264.000 auf 225.000. In diesen Entwicklungen spiegelt sich auch wider, dass mittlerweile weitgehend Kleinstunternehmen mit höchstens fünf Beschäftigten (80,4 Prozent der Fälle) das Insolvenzgeschehen in Deutschland prägen.

Einen höheren Anteil am Insolvenzgeschehen hatten in diesem Jahr aber Unternehmen mittlerer Größe (21 bis 50 Arbeitnehmer bzw. 51 bis 100 Arbeitnehmer). Dagegen waren größere Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern seltener unter den Insolvenzkandidaten zu finden. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich mit Blick auf die Umsatzgröße. So gab es mehr Insolvenzen bei Unternehmen mit 0,5 bis 5,0 Mio. Euro Umsatz (plus 2,1 Prozent), aber weniger Großinsolvenzen von Unternehmen mit mehr als 50 Mio. Euro Umsatz (minus 50,0 Prozent).

Bei einem insgesamt rückläufigen Insolvenzgeschehen zeigt sich gegen den Trend eine Zunahme der Insolvenzen bei jungen Unternehmen kurze Zeit nach der Gründung (plus 1,4 Prozent) sowie bei Unternehmen in der Altersgruppe 18 bis 19 Jahre (plus 6,5 Prozent) und auch bei älteren Unternehmen ab 20 Jahre (plus 0,8 Prozent).

Weiter erhöht hat sich der Anteil der Unternehmergesellschaft (UG haftungsbeschränkt) am Insolvenzgeschehen in Deutschland. 7,5 Prozent (2014: 7,1 Prozent) aller in diesem Jahr gemeldeten Unternehmensinsolvenzen firmierten als UG. Die relative Insolvenzbetroffenheit dieser Rechtsform ist deutlich höher als die der GmbH.

Verarbeitendes Gewerbe verliert an Stabilität
Verarbeitendes Gewerbe (plus 3,4 Prozent) sowie – in abgeschwächter Form – auch das Baugewerbe (plus 0,9 Prozent) verzeichnen einen Anstieg der Insolvenzen gegenüber dem Vorjahr. Dienstleistungsgewerbe (minus 5,2 Prozent) und Handel (minus 3,6 Prozent) weisen weiter ein rückläufiges Insolvenzgeschehen auf. Entsprechend ging die Insolvenzquote (Zahl der Insolvenzen bezogen auf 10.000 Unternehmen) in diesen Wirtschaftsbereichen noch einmal zurück. Im Dienstleistungssektor beträgt die Quote 71 (2014: 75) und im Handel 78 (2014: 81). Überdurchschnittlich hoch bleibt die Insolvenzbetroffenheit im Baugewerbe, wo pro 10.000 Unternehmen 97 Insolvenzen zu verzeichnen waren (2014: 96). Das Verarbeitende Gewerbe zeigt sich weiter vergleichsweise stabil und kommt auf eine Insolvenzquote von 44 (2014: 43).

Eine der größten Insolvenzen des Jahres betraf die Imtech Deutschland GmbH & Co. KG mit gut 3.500 Beschäftigten. Nach 2014 musste der Modehändler Strauss Innovation GmbH & Co. KG zum zweiten Mal in die Insolvenz. Mit der Kettler GmbH & Co. KG aus dem Sauerland musste ein Traditionsunternehmen ebenfalls Insolvenz anmelden.

#Negativtrend: Privatinsolvenz in jungen Jahren
Die Verbraucherinsolvenzen zeigen bei rückläufigen Insolvenzzahlen einen zunehmenden Anteil jüngerer Erwachsener unter 30 Jahren. 15,4 Prozent der Betroffenen befinden sich in dieser Altersgruppe. Vor zwei Jahren waren es 14,6 Prozent. Mit dem steigenden Anteil an der Bevölkerung in Deutschland entfallen anteilsmäßig immer mehr Insolvenzen auch auf die geburtenstarken Jahrgänge der Altersgruppen ab 50 Jahre. Dabei nutzen Senioren ab 70 Jahre aber weiterhin nur selten die Privatinsolvenz zur Entschuldung. Bei zunehmend verhärteten Überschuldungstendenzen bereits in jungen Jahren dürfte eine Privatinsolvenz insbesondere auch für diese Altersgruppen weiter an Relevanz gewinnen.